Umgang mit Patienten
Verbales Aikido – zielführend eingesetzt
Vielleicht ist es gerade in den medizinischen Abteilungen von Haftanstalten sehr zielführend, mit Techniken des Verbalen Aikido, ein positives Gesprächsergebnis zu erzielen. Ein bestimmter Häftling soll heute behandelt werden und schon denkt der Arzt nur noch an die mit diesem Patienten zu erwartenden Streitgespräche – und diese Gespräche werden kommen!
So muss es aber nicht sein.
Ich werde in diesem Artikel den Brückenschlag zwischen den Grundzügen des Verbalen Aikido und seiner Anwendung in einem Patientenumfeld machen.
Aikido ist eine Kampfkunst, die auf das Destabilisieren des gegnerischen Angriffes ausgerichtet ist und somit dessen negative Energie in eine andere Richtung führt – also umlenkt. Im Aikido ist der Angreifer nicht dein Feind, sondern dein Partner. Es existieren keine Angriffstechniken, du kannst mit Aikido keine Person angreifen.
Aikido ist eine friedvolle Verteidigungskunst.
Was aber nicht bedeutet, dass Aikido in seiner Wirkung ineffektiv wäre. Im Gegenteil. Eher kleine und schmächtige Aikido Verteidiger können mit dieser Technik, durchaus groß gewachsene Angreifer innerhalb von Sekunden auf die Matte schicken.
Schauen wir uns mal das Beispiel eines Patienten an und nennen wir diesen Patienten mal Peter. Dieser Peter, gehört zu den Menschen mit einer etwas aggressiveren Natur. Er hat Schmerzen im unteren Rückenbereich und du, der Arzt, bist überzeugt davon, dass seine Beschwerden teils muskulärer Natur, teils simuliert sind.
Peter sagt: „Ich brauche absolut stärkere Medikamente von ihnen. Mein Rücken tötet mich und Sie geben mir nichts dagegen. Helfen sie mir jetzt!“
Wie könnte eine Aikido Antwort aussehen?
Du sagst: „Erzählen Sie mir mehr über ihre Rückenschmerzen. Wie lange haben Sie diese schon?“
Vielleicht merkst du bei dieser Antwort, dass du dich nicht seiner Forderung nach stärkeren Schmerzmitteln widersetzt, noch dass du seine Beschwerden negierst. Sprichwörtlich stehst du an seiner Seite und bekommst dadurch mehr Informationen über sein Krankheitsbild. Wäre das ein Grund für ihn ärgerlich zu werden? Sicherlich nicht.
Peter sagt: „Ich hab das seit dem Autounfall in 2002. Die Medizin x und y hilft mir nicht. Ich brauche das Medikament z. Das gab mir der Doktor in Stuttgart immer.
Du fragst: “Wer behandelte sie in Stuttgart?”
Auch bei dieser Frage bestreitest du nichts, noch stellst du seine Aussagen in Frage. Nein, du „arbeitest“ mit ihm. Um sein Problem genauer zu bestimmen, sammelst du Informationen über den Vorgang.
Peter sagt: „Ich weiß den Namen des Arztes nicht mehr. Der Mann arbeitete in dem großen Krankenhaus im Zentrum von Stuttgart.“
Ich gehe davon aus, dass du an dieser Stelle merkst, dass er dich anlügt. Vielleicht hat die ganze Geschichte auch mit Drogen zu tun, die er damals von seinem Kollegen bekommen hat. Auf jeden Fall wählst du nicht den Weg der Konfrontation, du wählst nicht den Weg des Streites.
Du sagst: „Vielleicht können wir uns ja die Aufzeichnungen des Krankenhauses besorgen. Welches war das nochmal?“
Peter sagt: „Ah, ich weiß das nicht mehr so genau. Irgendwie im Zentrum lag es.“
Du: „Ok. Super. Ich suche das mal raus und schicke dort eine Mitteilung hin und dann können wir ja das anwenden, was der Doktor vorgeschlagen hat.“
Mit diesen Sätzen stellst du dich sprichwörtlich an seine Seite. Du möchtest das anwenden, was dieser Doktor aus Stuttgart vorgeschlagen hat.
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