Die Kunst des Zuhoeren
Gerade dann, wenn das Zuhören wohl am wichtigsten ist, möchten wir dem Gegenüber am wenigsten zuhören. Fallen dir vielleicht an dieser Stelle Streitsituationen ein, in denen du am liebsten nur gebrüllt hättest und auf keinen Fall dem Gegenüber gerne zugehört hättest?
Im Rahmen einer zielführenden, effektiven Kommunikation ist es jedoch absolut ratsam, die Informationen, die mein Gesprächspartner vorbringt auch wirklich aufzunehmen. Wenn es mein Ziel ist, ein gemeinsames Verständnis der Sachlage zu entwickeln, kommen wir an dem aktiven Zuhören nicht umhin.
Was macht das Zuhören so schwierig?
Es mag sein, dass mein Gegenüber mit dem Ausdruck seiner Meinung, ein Gefühl der Bedrohung in mir weckt. Ganz nach dem Motto: Wenn er Recht hat, habe ich unrecht. Er muss also unrecht haben damit ich Recht habe. Sicher ist, mein Gesprächspartner will mir auf jeden Fall in der Situation gerade nicht zuhören. Vielleicht fühlt dieser sich genauso bedroht. Vielleicht konfrontierst du ihn mit einer Ansicht, die auch er auf keinen Fall teilen will. Wirklich zuhören möchten sich beide nicht.
Was muss ich beachten?
Um in einer solchen Situation einer Eskalation vorzubeugen ist es denke ich absolut notwendig…
- dem inneren Impuls zu widerstehen, Streiten zu wollen,
- dem Gegenüber wirklich zuhören zu wollen und
- ihm zu beweisen, dass ich auch wirklich zuhöre.
Für den ersten Punkt, dem Impuls des Streiten-Wollens zu widerstehen, braucht es meiner Ansicht nach einen tiefen Atemzug und das ehrliche Verlangen, es auch wirklich zu wollen. Wie schaffe ich es also nicht nur zuzuhören sondern auch dem Gegenüber zu vermitteln, dass ich offen und ehrlich zuhöre? Tue ich dies nicht – lüge ich mich selber an!
Zwei wichtige Fragen für dich!
Bevor ich dir nun ein paar Ansätze für ein professionelles Zuhören zeige, stelle dir im Vorfeld bitte zwei Fragen und beantworte diese ganz ehrlich für dich selber:
- Bist du wirklich neugierig, mehr über die Meinung des Partners zu erfahren?
- Bist du dazu bereit, in deinem Geist für seine Sichtweise einen Platz zu finden?
Wenn du dazu innerlich “Ja” sagst, dann werden dir die folgenden Überlegungen sehr helfen.
- Fokus
Sei ganz bei deinem Gesprächspartner. Tue nichts anderes nebenher.
Hast du dich schon einmal mit einer Person unterhalten, die nebenher etwas anderes tat, wie z.B. Emails schreiben oder telefonieren? „Ja erzähl ruhig weiter, ich höre dir zu…“, sagt diese Person zu dir und wie fühlst du dich bei einer solchen Aussage? Schlimmer noch: Die Person sagt scharfzüngig zu dir:“Ich habe dir doch gesagt, dass ich dir zuhöre!“
„Der Weg ins Gehirn der Menschen geht über die Augen“ sagt man, halte also Augenkontakt und starre bitte dabei die andere Person nicht an.
- Sei ruhig
Lass das Gegenüber in Ruhe seine Ausführungen machen. Unterbrech nicht. Das ist an der einen oder anderen Stelle gar nicht so leicht durchzuführen. Fragt man Führungskräfte ob sie ein guter Zuhörer sind, hört man oft ein Ja. Ich bin mir auch sicher, dass viele Personen aus diesem Kreis durchaus über die Techniken informiert sind. Nur warum wählen einige trotzdem den Weg des Unterbrechens und hören gerade deshalb nicht wirklich zu?
- Ermutige
Mit diesem Ermutigen meine ich die Ermutigung des Gegenübers zum weiterreden. Das kann ein Laut sein wie: „Mh…“, das kann ein leichtes Kopfnicken sein oder auch das paraphrasieren der gerade gehörten Aussagen. Gerade das Paraphrasieren wie z.B. „Du meinst also, dass…“ ermutigt oft das Gegenüber die eigenen Ansichten offen auszudrücken genauso wie ein „Mh“, verbunden mit einer Pause, sehr zielführend sein kann. Durch die Pause, in der ich meine Aufmerksamkeit ausdrücke, wird ein Vakuum geschaffen, das das Gegenüber antriggert, Aussagen mit Bedeutung zu füllen.
- Fasse zusammen
Das kurze Zusammenfassen der gehörten Aussagen, gehört vielleicht zu den wichtigsten Punkten. Dem Gegenüber eine Zusammenfassung anzubieten wird dir es tendenziell möglich machen, seine Sichtweisen besser zu akzeptieren, auch wenn du vielleicht ganz anderer Ansicht bist. Wenn du sagst: „Ich verstehe, dass sie es bevorzugen die Prioritäten in diesem Fall zu verändern.“, stimmst du nicht damit überein, dass ein Wechsel der Prioritäten hier das Beste wäre.
- Überprüfe
Frag den Gesprächspartner, ob du seinen Standpunkt richtig verstanden hast. Ansonsten lass dich korrigieren. Vielleicht hast du das zentrale Argument nicht nachvollzogen. Vielleicht habt ihr euch gegenseitig falsch verstanden. Wie es auch sei, eine Kontrollfrage gibt beiden Parteien eine Chance, Gedankengänge offen und verständlich darzulegen.
- Wertschätze
Wertschätze, dass das Gegenüber offen und ehrlich seine Sichtweise darlegt. Zeige Verständnis, indem du Respekt zollst. Wenn du den Punkt nicht richtig verstanden hast, sag bitte nicht: „Das macht ja gar keinen Sinn…“ Nein, du könntest sagen: „Ich weiß, dieser Punkt ist dir sehr wichtig, ich hab das jedoch noch nicht ganz verstanden. Hilfst du mir dabei?“
Wenn du Gesprächstechniken aktiv üben willst, dann komme doch zu meinem Training.