Verbal aus der Bahn werfen! (= destabilisieren)
Charakteristisch für jegliche Form des Destabilisierens, ist das Gegenüber, also den verbalen Angreifer, mit Worten aus seiner Balance zu bringen und somit das Gespräch, den Streit, in eine zielführende Richtung zu lenken. Im physischen Aikido gelingt dies durch Kreiselbewegungen. (vgl. “Einladung zum Tanz”)
Der Aikido Verteidiger zieht den Angreifer in eine rotierende Bewegung hinein, die:
- den Schlag vermeidet
- den Aikidoka in eine Position bringt, die nahe am Angreifer, in die gleiche Richtung zeigt
- der Angriffskraft erlaubt in einer kontrollierten Richtung, den Angreifer aus der Balance zu bringen.
Im Verbalen Aikido finden wir an dieser Stelle ein absolute Parallele. Alleine, dass wir nicht nach Schema F auf einen Gegenangriff reagieren, sondern kontrollierte Fragen stellen, bewirkt beim Gegenüber eine Form des Destabilisieren.
Schauen wir uns noch einen anderen Gesichtspunkt an, der vermehrt den Körper in den Fokus bringt.
Wenn ich auf emotionale Weise, verbal angegriffen werde, nutzt der Angreifer sehr wahrscheinlich seine rechte Gehirnhälfte, welche als die emotionale Seite gilt. Seine linke Gehirnhälfte, die rationale Seite, (dort liegen Zahlen, Daten, Fakten verborgen) wird sicherlich in solchen Situationen vom Angreifer weniger zum Einsatz gebracht.
Gelingt es uns nun, durch ein gekonntes Taktieren mit Fragen, den Angreifer faktisch zu zwingen, von seiner rechten Gehirnhälfte zur linken zu wechseln, bewirken wir ein Destabilisieren, was sich beim genauen Hinsehen ausdrücken wird, in einer Veränderung des Gesichstsausdruck des Gegenübers oder aber auch in seiner Haltung, seinen Gesten.
Genauso kann es umgekehrt laufen.
Wir werden auf rationale Weise verbal angegriffen. Der Angreifer argumeniert logisch, ist eher kalt in seinem Vorgehen. Linkshirnig halt. Hier sollen wir durch unsere Reaktion ihn eher dazu bringen, seine rechte, emotionale Gehirnhälfte zu aktivieren. Wir fragen in Richtung der Gefühle, wie z.B “Du, wie fühlst du dich gerade bei dieser Angelegenheit? Auch dieser Wechsel destabilisiert. Im Grunde ist es wie im Aikido. Ein Spiel mit Ying und Yang. Wirst Du mit Ying angegriffen, antwortest Du mit Yang und umgekehrt.
An der Stelle möchte ich klar zum Ausdruck bringen, dass durch diese Technik, wir nicht zwingend den gesamten Angriff abgwehrt haben. Dieser mag durchaus in seiner Kraft weiterlaufen. In der Regel wurde dieser jedoch durch unser Tun in seinem Fortgang verlangsamt und hat uns in eine bessere Lage gebraucht, zielführend weiter zu handeln. Wir haben Zeit gewonnen die nächsten Schritte zu planen.
Beispiel:
Angreifer: “Also, wenn du genau zugeschaut hättest, dann hättest du die Sache bemerkt!”
Du (nach der Anwendung des Inneren Lächelns): “Du hast also die ganze Zeit dort zugeschaut, stimmts?”
Angreifer: “JA”
Du: “In mir ist ein bestimmtes Gefühl aufgekommen. Sag mal , was fühlst du denn gerade?”
Angreifer:”…äh…was?”
Du: “Vielleicht fühlen wir uns beide gerade etwas verwirrt nicht?”
Sicherlich hast Du bei diesem Beispiel bemerkt, das ganz bewusst die rechte Gehirnhälfte des Angreifers angesprochen wurde und seine Antwort zeigt nachhaltig seine entstandene Destabilisierung.
Im Aikido wird der Gegner nicht zu einem Verlierer gemacht. Aikido lebt nicht von einem Wettkampfdenken, Es geht nicht um ein Gewinner und Verlierer Spiel. Und diese Grundhaltung bewirkt im Verbalen Aikido, dass wir den Angreifer nicht besiegen wollen, sondern das gegenseitig das Gesicht gewahrt wird.
Bildlich gesprochen, lassen wir ihn nicht destabilisiert auf dem Boden liegen. Wir geben ihm mehrere Chancen das Gesicht zu wahren. Manche Mensche denken an dieser Stelle: “Moment, der hat es doch verdient zerstört am Boden liegen gelassen zu werden. Der hat mich doch angegriffen.” Nein, das ist nicht die Grundhaltung eines Verbalen Aikidoka.
Zur Wiederholung:
Den Punkt des Beginnens einer Destabilisierung beim Gegenüber zu erkennen ist wichtig.
Genau dieser Punkt zeigt die Richtung an, in der das Gespräch sich weiter entwickeln wird und dies ist oftmals die entgegengesetze Richtung einer Eskalation. Eskaliert die Auseinandersetzung, verliere ich meine Ruhe, meine Souveränität und ich steige voll auf das negative Spiel ein. Nutze ich den Punkt der Destabilisierung auf geschickte Weise, verlagere ich das Gespräch in eine eher neutrale Zone, die es mir sehr viel mehr erlaubt, wieder eine Ausgeglichenheit der Kräfte herzustellen. Es sei denn, ich will bewusst kämpfen. Wie schon gesagt, manchmal ist der Angriff heftig und nicht nur eine Irimi Intervention ist von Nöten, dass Gespräch zu drehen.
Und über den Aiki-Zustand, also dem Gesicht-wahren-lassen, lesen wir HIER.
Eine Übersicht, mit welchen IRIMI Techniken du stabilisieren kannst, bekommst du hier.
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