Wie schaffen wir es, bessere Gespräche zu führen?
Mal ehrlich, wer von euch hat sich schon einmal auf Facebook oder auf einer anderen sozialen Plattform von einer Person entfreundet, weil diese etwas in deinen Augen “Falsches” über:
- Politik,
- Kindererziehung,
- Gesunde Ernährung,
- Autoinnenausstattung
- Religion oder andere Themen gesagt hat?
Und wenn wir schon einmal bei dem Thema sind: Wer von den Lesern weicht zumindest einer Person stetig aus, weil dadurch verhindert werden soll, mit dieser Person eine Unterhaltung zu führen? Leider muss ich zugeben, dass ich auch zu diesen „Vermeidern“ gehöre. Eigentlich sind doch die einschlägigen Fachbücher voll von Hinweisen, wie man eine angenehme Konversation führen sollte.
Ich denke, da muss ich nicht zwingend Henry Higgins aus „My Fair Lady“ zitieren, der einst sagte: „Blei bei dem Wetter und der Gesundheit!“, um deutlich zu machen, dass auch politische Themen in zielführenden Gesprächen, schwierig sind. Vermeiden wir bitte also tendenziell schwierige Themen wie etwa den Klimawandel.
Heutzutage können sich durchaus auch augenscheinlich harmlose Themen, sich zu erbitterten Diskussionen ausweiten. Selbst Themen, die für viele Leute mehr als trivial sind, finden erbitterte Widerstreiter. Es überrascht nicht, dass wir uns gemäß einer amerikanischen Studie, zu einer Gesellschaft entwickelt haben, die sich im Inneren, so zerrissen und polarisierend wie noch nie zeigt.
Wir gehen weniger Kompromisse ein, was in der Konsequenz bedeutet, dass wir dem Gegenüber weniger zuhören. Wir treffen Entscheidungen über unseren Wohnort, über die Person, die wir heiraten werden, sogar über Freunde, basierend auf dem, woran wir glauben. Und um es an dieser Stelle nochmal zu wiederholen, bei all diesen Dingen, hören wir uns gegenseitig nicht wirklich zu.
Effektive Gespräche führen zu können, bedeutet eine gewisse Balance zwischen dem Sprechen und dem Zuhören einhalten zu können. An vielen Stellen ist uns die Einhaltung dieser Bilanz abhandengekommen. Zurückzuführen ist diese Entwicklung meiner Ansicht nach zu einem Großteil auf die aktuelle technische Entwicklung.
Wir alle sind im Besitz von Smartphones und haben diese zumindest jederzeit griffbereit in unserer Nähe liegen. Laut einer aktuellen Studie, werden von etwa einem Drittel der Teenager in den USA, täglich mehr als hundert SMS verschickt. Das Ganze steigert sich sogar soweit, dass viele von diesen Personen, lieber ihren Freunden eine Textnachricht schicken, als sich mit ihnen wirklich zu unterhalten. Bedeutende Kommunikationswissenschaftler sagen sogar:
Kommunikative Kompetenz gehört mit zu den am meisten unterschätzen Fähigkeiten, die wir nicht lernen.
Mal ganz ehrlich, gibt es im 21. Jahrhundert eine Fähigkeit, die wichtiger ist, als ein zielführendes und souveränes Gespräch zu führen? Die meisten von uns, reden doch jeden Tag, mit den unterschiedlichsten Menschen. Sei es der Rechtsanwalt, die Kindergärtnerin oder der Handwerker. Jede dieser Personen vermag als unser Gesprächspartner fungieren.
Wir alle sprechen doch zu Menschen, die wir mögen und genauso sprechen wir mit und zu Menschen, die wir nicht mögen. Es kommt sogar vor, dass wir uns mit Menschen unterhalten, deren Meinung wir zu tiefst ablehnen und trotzdem ist es uns möglich, mit diesen Personen eine großartige Unterhaltung zu führen.
Ein guter Redner
Wir schaffen wir es denn, ein guter Redner und gleichzeitig ein guter Zuhörer zu werden? Im Folgenden möchte ich gerne ein paar Ideen dazu aufzeigen, die der eine oder andere unter uns, durchaus schon einmal als Tipp in den einschlägigen Büchern gelesen hat. Das, was ich jetzt schreibe, ist sicherlich für viele von uns nicht neu:
- Schau der Person in die Augen
- Denke dir im Vorfeld interessante Themengebiete aus, über die diese Person vielleicht sprechen möchte
- Nicke, lächle und zeige damit, dass du aufmerksam bist
- Wiederhole mit deinen Worten das, was du gerade gehört hast
- Fasse Themen zusammen
Darf ich dir etwas sagen? Vergesse bitte alle diese aufgeführten Punkte. Das ist alles Quatsch.
Man muss nicht lernen, wie man aufmerksam wirkt, wenn man tatsächlich aufmerksam ist. Ich persönlich habe im Rahmen diverser kommunikativer Ausbildungen mir alle diese Grundlagen angeeignet, nur um zu erkennen, dass ich sie alle nicht brauche, wenn ich in einer Konversation wirklich aufmerksam und an der Person des Gegenüber, wirklich interessiert bin.
Viele dieser gut gemeinten Tipps wenden wir automatisch an, auch wenn wir sie nicht explizit kennen. Haben wir am Gegenüber aufrichtiges Interesse, machen wir vieles richtig – auch ohne Ausbildung. Der, der anderes behauptet, hat für meine Begriffe Unrecht.
Und dennoch möchte ich in dieser Stelle auf einige Grundannahmen zu sprechen kommen, die jedes Gespräch, in ein zielführendes Gespräch verwandeln und dich zu einem besseren Gesprächspartner machen kann. Lernen wir Gespräche zu führen, ohne unsere kostbare Zeit zu verschwenden und dabei uns sogar noch zu langweilen.
Wir alle hatten in der Vergangenheit doch schon einmal gute Gespräche geführt – oder etwa nicht? Also wissen wir doch, wie es geht.
- Sind wir nicht alle schon einmal nach einer Unterhaltung inspiriert und motiviert wieder nach Hause gegangen?
- Haben wir uns nicht alle schon einmal bei einem Gespräch so wirklich richtig verstanden gefühlt?
Es gibt keinen Grund der Welt, warum nicht alle unsere Gespräche einen solchen Verlauf haben können! Ich zeige dir im Folgenden einige Basisregeln auf, mit denen du gute Gespräche führen wirst. Nicht alle werden zu deiner Persönlichkeit passen. Picke dir diejenigen raus, die dich interessieren:
- Kein Multitasking
Es reicht nicht aus für das Gespräch nur seine Autoschlüssel, Smartphone o.ä. zur Seite zu legen. Sei wirklich! in diesem Moment, in diesem Gespräch, präsent. Denke nicht parallel an das, was du dir heute Abend zu Essen machst oder an das gestrige Streitgespräch mit deinem Boss. Wenn dir die Unterhaltung nicht gefällt, dann höre mit ihr auf. Punkt. Sei bitte nicht „halb drin“ und „halb draußen.“ Sicherlich hast du selbst schon einmal erlebt, wie unangenehm es ist, wenn dein Gesprächspartner an seiner Handyhülle herumkratzt, während du ihm dein Herz ausschüttest.
- Spiel nicht den Oberlehrer
Wenn du wirklich deine Meinung äußern willst, ohne damit anderen Personen die Möglichkeit zu geben, zu antworten, zu widersprechen oder deine Gedanken weiterzuführen – dann schreibe bitte im Internet einen Blog! Da hast du Ruhe. Denke bitte daran, dass auch wenn du in einem bestimmten Lebensbereich der absolute Experte bist, du Gefahr läufst langweilig und rechthaberisch rüberzukommen. Du wirst in deinen Reaktionen für das Gegenüber vorhersehbar.
Beginne jedes Gespräch mit der Annahme, etwas daraus zu lernen. Berühmte Therapeuten wie M. Scott Peck sagten einmal: „Um aufmerksam zuzuhören, muss man sich komplett rausnehmen.“ Konkret kann das bedeuten, seine eigene (geliebte) Meinung mal zur Seite zu legen und mit ehrlichem Interesse die Meinung des Gegenübers versuchen zu verstehen.
Wenn wir dies schaffen, werden wir als Redner ein Stück weit weniger verletzlich und eröffnen dem Gegenüber tiefe Einblicke in die eigene Gedankenwelt. Also: Gehe immer davon aus, dass du im Gespräch etwas lernen wirst (Auch wenn du dich als einen Experten fühlst.) und sei dir bewusst: Jeder, den du jemals triffst, weiß etwas, was du nicht weißt und dementsprechend kann jeder ein Experte auf einem bestimmten Gebiet sein.
- Stelle offene Fragen
Die Nummer drei ist auch ein Klassiker jeglicher Kommunikation- und Verkaufstrainings. Offene Fragen sind sog. W-Fragen, die mit folgenden Fragewörter beginnen: Wer, Was, Wann, Wie und Wo. Stelle ich im Gegensatz dazu, gerade am Anfang einer Konversation, primär geschlossene Fragen, wie etwa: Hattest du Angst?, dann kann mit der Antwort „Ja“, die Konversation schnell zu einem Ende kommen. Lass das Gegenüber beschreiben, von was es sprechen will. Frage doch lieber: „Wie war das für dich?“ Dann muss nämlich das Gegenüber kurz innehalten und darüber nachdenken, was es in der Situation gefühlt hat. Die Konsequenz daraus ist, dass du eine viel interessantere und wertigere Antwort bekommst.
- Bleib am Ball
Verfolge aufmerksam die Ausführungen deines Gegenübers und warte nicht nur darauf endlich deine „clevere“ Frage stellen zu können, die beim genauen Hinschauen, eigentlich schon vor zehn Minuten beantwortet wurde. Uns fallen vielleicht mitten im Gespräch irgendwelche Vorkommnisse ein, die wir auf jeden Fall erzählen wollen und hören ab diesem Zeitpunkt auf, dem Gegenüber wirklich zuzuhören. Lass diese Art an Ideen kommen und lass sie bitte aber auch wieder gehen. Bleib am Ball und höre weiterhin aufmerksam zu!
- Setzte deine Erfahrungen nicht mit den Erfahrungen deines Gegenüber gleich
Wenn dir eine Person von dem Verlust eines Familienangehörigen erzählt, dann erzähle nicht sofort von der Situation, als du auch eine Person deines Umfeldes verloren hast. Wenn dir jemand von den Problemen im Job erzählt, dann beginne nicht der Person augenblicklich zu erzählen, wie sehr du deinen Job hasst. Das ist nicht dasselbe – NIE! Jede Erfahrung ist individuell. Und übrigens, in solchen Momenten geht es nicht um dich. Es geht nicht darum dem Gegenüber zu zeigen wie großartig du bist oder wie sehr du gelitten hast. Gespräche sind kein Anlass für Eigenwerbung.
- Wiederhole dich nicht
Kennen wir nicht alle mindestens eine Personen, die ständig, schon einmal gesagte Inhalte, wiederholt? Das nervt. Gerade wenn uns ein Umstand besonders wichtig ist, tendieren wir dazu, diesen immer und immer wieder zu wiederholen. Sei es auf der Arbeit oder im Privaten. Höre dir selbst zu und mache es nicht!
- Halte dich zurück mit Einzelheiten
Mal ganz ehrlich, glaubst du wirklich das es die Leute interessiert, wenn du darauf achtest, immer genaue Namen, Jahreszahlen oder allgemeine Daten zu liefern? Ich denke nicht. Im Zweifelsfall interessieren sich diese Menschen für dich als Person! Sie interessieren sich für das, was du mit ihnen gemeinsam hast. Sie interessieren sich für das, was du magst oder für das, was du nicht magst. Halte dich also bitte mit unnötigen Details zurück.
- Höre zu
Vielleicht ist dieser achte Punkt, der aller wichtigste der hier aufgeführten. Man liest es in jedem Gesprächsratgeber und sicherlich gehört die Entwicklung dieser Fähigkeit mit zu den effektivsten: Höre dem anderen zu!
Buddha sagte mal frei übersetzt: „Wenn dein Mund offen ist, dann lernst du nichts!“
Calvin Coolidge sagt mal zu diesem Thema: „Kein Mensch hat je durch Zuhören seinen Job verloren.“
Wenn das Ganze also so immens wichtig ist – warum machen wir es nicht? Weil wir es lieben, über uns zu reden. Wenn wir reden, müssen wir nicht zuhören und scheinen die Situation zu kontrollieren. Ich muss mir nicht Dingen anhören, die mich im Zweifelsfall gar nicht interessieren und ich selbst, stehe als Person im Mittelpunkt. Die durchschnittliche Redegeschwindigkeit einer Person beträgt ca. 220 Wörter pro Minute (sog. Sprechgeschwindigkeit). Auf der anderen Seite können wir jedoch bis zu 600 Wörter in der Minute aktiv verstehen (sog. Denkgeschwindigkeit).
Was bedeutet dieser Umstand ganz konkret? Wenn, das Gegenüber unserem Redeschwall zuhört, verbrauchen wir bei dieser Person von den ca. 600 Wörtern, gerade mal 220 Wörter. Was macht das Gegenüber mit den restlichen, ihr noch zur Verfügung stehenden, Wörtern? Es denkt an alles andere, nur nicht an unsere Argumentation. Deshalb ist es wichtig, dass das Gegenüber siebzig Prozent Redeanteil hat und nicht ich selbst. Rede ich, kann ich nicht parallel an etwas anderes denken. Du glaubst es nicht? Probiere es doch mal aus. Ja, es ist teilweise nervig und kostet Energie, aufmerksam zu sein und dem Gegenüber wirklich zuzuhören.
Nur verzichte ich darauf, bin ich nicht wirklich Teil der Unterhaltung und im jeweiligen Gespräch präsent. Bestenfalls sind wir dann nur zwei Personen die, zufälligerweise am gleichen Ort, sich irgendwelche Sätze entgegenwerfen. Und um noch einen großen Autor an dieser Stelle zu erwähnen, sagte eins Steven Covey: „Die meisten von uns hören nicht zu, um zu verstehen. Wir hören zu, um zu antworten.“
- Fasse dich kurz
Folgender Spruch, bringt es doch auf den Punkt: „Ein gutes Gespräch ist wie ein Minirock: kurz genug, um Interesse zu wecken aber lang genug, um alles zu bedecken.“ Anders ausgedrückt, bedeutet dies doch folgendes: Sei an anderen Menschen interessiert, halte deinen Mund so oft es geht, mach dich auf Überraschungen gefasst und werde nie enttäuscht.
Veröffentlichungen des Autors
Die Kunst des Verbalen Aikido BoD, 3. Auflage, 272 S.,
16,90 Euro
ISBN-13: 978-3744886161
Link: http://bit.ly/Verbales-Aikido-NEU
(Buchbestellung mit Widmung: info@dressel24.de)
Die Saat guter Kommunikation säen BoD, 1. Auflage, 252 S.,
16,99 Euro
ISBN-13: 978-3744848374
Link: http://bit.ly/DieSaatguterKommunikation
Gedanken für den Erfolg
Wie du es durch den Sturm schaffst, Amazon kindl
Link: http://bit.ly/GedankenfürdenErfolgkindl
3,56 Euro
I WIN! Das Selbsthilfebuch für Menschen die genervt sind von Selbsthilfebüchern BoD, 1. Auflage, 160 S.,
16,90 Euro
ISBN-13: 978-3735775382
Link: http://bit.ly/IWinBuch
10 Kapitel, die mit frischen Ideen und neuen Sichtweisen Ihr Leben verändern können.
10 Kapitel, die Feuer in sich haben und in dieser Form wohl einzigartig sind.
NEUE Sichtweisen
NEUE Denkweisen
NEUE Verhaltensweisen